Drohnenwahnsinn 2019
#Drohnenwahnsinn
Bis jetzt ist es uns noch in keinem Urlaub so stark aufgefallen wie heuer in Indonesien. Auf Bali, Lombok, Nusa Dua oder den Gili Islands hat gefühlt jeder 4te Reisende eine Drohne dabei. Das liegt bestimmt daran, dass es in Indonesien noch keine richtigen Gesetze zum Drohnen fliegen gibt. Also erlaubt ist so ziemlich alles was gefällt. Heikel wird es nur bei Flughäfen, Tempeln und Moscheen.
Was an und für sich kein Problem darstellt. Um klarzustellen – Wir mögen Drohnen! Auch, wenn wir aufgrund der Preise selbst keine haben. Aber man kann es nicht abstreiten – Die Bilder, die diese Drohnen machen, sind wirklich der Hammer und lassen uns manchmal neidisch werden. Man kann mit ihnen Momente einfangen, die anders kaum möglich sind und neue Perspektiven wählen.

ABER: Der Spaß hört auf, wenn man mit seiner/seinem Liebsten in Badebekleidung am Strand liegt und direkt über einem die Drohne schwebt. Abgesehen von dem störenden, laut summenden Lärm die Drohnen beim Fliegen erzeugen, weiß man auch nicht gleich, wo sich der Hobby-Pilot befindet und was genau er gerade filmt oder fotografiert. Schaut er gerade in die Ferne aufs Meer oder fotografiert er uns? Die Blickrichtung der kleinen Kamera lässt sich meist nur schwer erkennen, sobald sie 20m über dem Boden ist.
Und wenn man es doch erkennt und feststellt, man wird gefilmt, was tun? Diese Dinger können bis zu 18km weit und 6km hoch fliegen! (Aktuelle 2019 Drohne eines namhaften Herstellers). Mit etwas Glück sitzt der Pilot am gleichen Strand und man könnte ihn/sie darauf ansprechen und darum bitten die Aufnahmen zu löschen. Was er/sie aber nicht muss.
Doch diese Aufnahmen von uns sind gar nicht Mal das Schlimmste. Wenn uns jemand so fotogen findet, soll er uns fotografieren – solange er das Foto nicht irgendwo veröffentlicht.

Nein – Schlimmer finden wir den Lärm. Abgesehen von unseren Roller-Erkundungstouren und Ausflügen sind wir im Urlaub auf Entspannung aus, vor allem am Strand. Und es ist unglaublich nervig, wenn alle 15-30 Minuten eine Drohne über einem saust. Ich buche doch extra kein Hotel direkt neben dem Flughafen und trotzdem habe ich den Fluglärm.
Und man kann es nicht ignorieren – zumindest wir können es nicht. Wenn diese Dinger angeflogen kommen, man hört sie schon von Weitem, ist das dahin Dösen beendet und man beobachtet unfreiwillig die ganze Zeit die Drohne. Und es ist wirklich ein unangenehmes Gefühl, wenn sie direkt über einem stehen bleibt. Im Gedanken stellt man sich dann Fragen wie: Was wenn das Ding jetzt runter kracht? Filmt es uns? Wohin fliegt es als Nächstes? Wer steuert das Ding? usw…

Deshalb würde ich gerne an die Hobbypiloten im Urlaub appellieren, nicht an vollen Stränden zu fliegen. Es ist für Besucher und Entspannungsliebhaber einfach sehr störend. Auch wenn die aktuellen Drohnen mit einigen Schutzmaßnahmen ausgestattet sind, woher wollt ihr wissen, dass da nicht doch mal ein Draht durch schmort und die Drohne zu Boden fällt? Außerdem sind Aufnahmen von leeren Stränden doch um einiges schöner, als jene wo wir wie die Sardellen in der Dose nebeneinander liegen.
Instagrammer: Ein eigenes Völkchen
Wir beziehen uns hier wieder auf Indonesien. Weil es uns hier auch sehr stark aufgefallen ist. Bali geniest gerade einen ziemlichen Hype. Gut für die Einheimischen, die vom Tourismus leben, schlecht für die Umwelt und toll für Instagrammer.
Bilder von Reisterrassen, Wasserfällen, Stränden und Co sind ziemlich beliebt und kommen nun mal auf Instagram sehr gut an. Auch hier wieder: Jeder sollte die schönsten Urlaubsfotos von sich haben, die er möchte. Die Natur in Indonesien bietet dafür auch zahlreiche Motive und für viele ist es ein lang ersehnter und hart ersparter Urlaub. Man weiß ja nicht, ob man jemals wieder hierherkommt und wenn ja, ob es dann noch immer so atemberaubend aussieht.

Persönlich finden wir Instagrammer ganz lustig zum Beobachten. Man erkennt sie recht schnell. Sie fielen uns auf Bali vor allem bei den Wasserfällen auf. Der Fotograf (meist die männliche Begleitung) bekommt erst mal ein Briefing, wie das Bild am Ende aussehen sollte. Wenn es im Anschluss doch kacke aussieht, war es einfach seine Schuld. Anschließend geht das Model im schicken altrosa Vintage-Kleid, mit Absatz bestückten Korkschuhen und perfekt gestyltem Haar in Pose. Dann folgt meist ein im Durchschnitt 20-minütiges Fotoshooting, wobei das Model 30 Mal zwischen Pose und Fotograf hin und her läuft, um die Fotos zu bewerten. Vor dem großen Finale, wo das Model ins Wasser geht, wird noch schnell ein Story Video gemacht. Wenn alles im Kasten ist, quält sich das Model mit den Absatzschuhen wieder quer durch den Dschungel und unendliche Treppen hoch.
Ok, womöglich haben wir hier etwas überspitzt geschrieben und uns ein wenig am Klischee orientiert. Doch im Grunde haben wir es mehrmals so beobachtet. Hauptsächlich Frauen, absolut unpassend gekleidet für die Natur, werfen sich vor einen Wasserfall in Pose, um ein bis zwei gute Fotos für Instagram zu erhalten.
Aber auch dagegen haben wir im Grunde nichts. Wenn jemand diese Hürden auf sich nimmt und mit Absatzschuhen zu einem Wasserfall wandert und es auch noch schafft, das extra für dieses Foto gekaufte Kleid am Weg nicht zu beschmutzen, sollte als Belohnung das perfekte Foto erhalten.
Was aber stört, sind, die Schlangen vor so manchen Fotospots. Anstellen für ein Foto in der Natur ist so ziemlich das Bescheuertste was man machen kann. Im Endeffekt haben die doch dann alle dieselben Bilder? Was aber auch krass war, erlebten wir bei einem Schnorchelausflug auf den Gilis.

Dort gibt es einen Tauchspot namens „Turtle Heaven“. Und ja, dort befinden sich wirklich viele Meeresschildkröten. Und weil Schildkröten atmen müssen, tauchen sie von Zeit zu Zeit auf. Wenn das geschieht, sieht man wie 20 Touristen, ausgerüstet mit Schwimmweste und GoPro, auf die Schildkröte zu strampeln. Teilweise wird die Schildkröte angefasst und viel Platz zum Aufatmen bleibt ihr auch nicht. Hektisch versucht dann jeder noch das perfekte Selfie zu bekommen, bevor sich das Tier wieder zu Boden lässt.

Das waren jetzt nur zwei Bespiele aus unserem Indonesien Urlaub. Beim Beobachten dieser offensichtlichen Instagrammer fragen wir uns oft, was aus dieser Welt mal wird. Klar, wir gehören jetzt auch nicht zur älteren Generation aber Instagram ist für uns trotzdem eher Nebensache. Wir machen Fotos für die Erinnerung. Wir gestalten Fotobücher mit Texten, um nichts zu vergessen und drucken viele Fotos aus, die darauf warten angesehen zu werden, falls die Cloud mal untergeht. Genießen diese Instagrammer ihren Urlaub überhaupt oder leben die von Foto zu Foto? Wissen die eigentlich, wo sie gerade sind – wertschätzen sie ihre Umgebung?
Warum ist ein Foto wichtiger als der Moment?

Hast du bereits ähnliches mit Drohnen oder Instagrammern erlebt? Dann würde es uns freuen, wenn du deine Geschichte in einem Kommentar hinterlässt.
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Ein lange überfälliger Artikel, der mir aus der Seele spricht. 😉 Instagram ist einfach derart oberflächlich, dass anscheinend nur solche Fotos überhaupt noch Beachtung finden. Such mal auf Instagram einen Ort, um Inspiration und Anregung für deinen Urlaub zu finden. Was findest du wirklich? Wirklich alles, nur keine Inspiration.
Mit den Instagram Posern tue ich mich auch manchmal schwer.
Vor allem, weil es teilweise wirklich absurd ist:
vor zwei Jahren habe ich auf Mauritius erlebt, dass sich drei blutjunge Mädchen vor den siebenfarbigen Erden in Pose gestellt haben.
Leider war aufgrund des schlechten Wetters von der sonst in vielen Farben scheinende Erde nichts zu sehen, so dass man letztendlich auf dem Foto nur die Mädchen mit einem Haufen Matsch im Hintergrund erkennen konnte. 😂
Da gibts bestimmt bunte Filter, die man darüber legen kann 😉
Hey ho, sehr sehr Toller Artikel. Besonders als Drohnenpilot kann ich voll nachvollziehen, wie das für unbeteiligte ist. Es gibt da leider Piloten, die sich um nichts kümmern. Und genau solche exemplare ziehen das Image runter.
Ihr seid ehrlich und Tolerant und erzählt eure Geschichte, ohne Wertend dabei zu werden. Das gefällt mir sehr gut, weil euer Artikel in meine gerade gestartete Blogparade „it sucks, was ich nicht mag in Asien“ passen würde. Will hier nicht Spamen damit. Aber würde mich freuen, wenn ich euren Artikel da Teilen dürfte. Den Blog findet ihr ja im Kommi.
LG, Urs
Hi Urs!
Danke für dein tolles Feedback!
Wir fühlen uns wirklich geehrt und würden gerne bei deiner Blogparade vertreten sein.
Lg Daniel und Tamara
Ich mache auch gern Bilder und manchmal erwische ich mich selbst dabei, wie ich meinen Freund zwinge ein gutes Foto von mir zu machen, das ich später für Instagram nutzen kann. Aber dieses übertriebene Posen, Schlangen vor dem einen Fotospot und die Unnatürlichkeit und Gestelltheit der Fotos nerven mich auch. Ich habe auch das Gefühl die Leute wissen den Ort nicht wertzuschätzen. Wenn dadurch dann noch Tiere in ihrem Lebensraum gestört werden macht mich das echt wütend! Gegen Erinnerungsfotos hat ja niemand was, aber dieser respektlose Instagramtourismus geht mir auch gehörig auf die Nerven!
Hallo Hanna
Ich glaube dieser Instagram Tourismus, wie du ihn beschreibst, wird leider immer mehr. Auf Bali gibt es gefühlt alle paar Meter einen sogenannten Fotospot. Und vor jedem stellen sich die Leute an. Dabei kann man zwei Meter daneben ein genauso schönes Foto machen.
LG